Astrofotografie:
Viele meiner Astronomie-Kollegen präsentieren jede Menge "nice pictures" auf ihren Internetseiten auf welche sie wirklich stolz sein dürfen.
Ich möchte hier einmal den anderen Weg aufzeichnen, nämlich
womit man dazu kommt mit einem besonderen Fokus auf auf den Einstieg.
Denn der Weg ist das Ziel.......
Der Einstieg:
Der Einstieg in die Astrofotografie ist mit einigen finanziellen
Aufwänden verbunden die sich aber in Grenzen halten lassen wenn
man sich darüber im Klaren ist was man fotografieren möchte
und dann seine dazu benötigte Ausrüstung gut evaluiert. Dabei
gilt es auch die optische Leistungsfähigkeit der zur
Verfügung stehenden Teleskope zu berücksichtigen denn die
Kameras können maximal nur das ablichten was deren Optik
aufzulösen vermag.
Benötigt werden:
- Computergesteuertes Teleskop mit Go-To Steuerung und Autoguiding
- Fadenkreuzokular
- Astrokamera farbig oder monochrom mit Filterrad
- Planetenkamera farbig (oder Spiegelreflexkamera DSLR)
- Leitkamera monochrom für Autoguiding
- Leitteleskop oder Off-Axis-Guider für Autoguiding
- Bildfeldebner (Korrekturlinse)
- Zusätzliche Fokussierung (Schärfeeinstellung) und Hilfsmittel dazu
- Motorfokus für Autofokus (Option für automatische Schärfenkorrektur)
- Adapter (Korrektur des optischen Weges bis zum Fokus der Kameras)
- Optische Vergrösserungen
- Optische Filter
- Flat-Field Generator für Weissbild (Referenzbild Flat)
- Verkabelung (WiringBox)
- Stromversorgung mit Netzgerät (Sternwartenbetrieb) oder ab Batterie (Feldbetrieb mit PowerBox)
- Computer (PC) z.B. Notebook oder Netbook
- Computerprogramme für Kamerasteuerung, Teleskopnachführung (Autoguiding) und zur Bildbearbeitung nach den Aufnahmen
Möchte
jemand nur Planeten- oder Mondfotografie betreiben so genügen
bereits die grün markierten Gerätschaften.
Das Teleskop:
Ich verwende für die Asrofotografie
momentan mein computergesteuertes Celestron SC925 Schmidt-Cassegrain Spiegelteleskop mit
einem 23.5cm Spiegel und einer Brennweite von 2350cm also einem Öffnungsverhältnis von f/10.
Damit lassen sich Planetenbilder sowie Deep-Sky Fotos machen,
vorausgesetzt man hat die dazu notwendigen Kameras und die Nachführung der Montierung ist dafür präzise genug.
![](Wildberg110409-5.JPG)
Die Evaluierung der Kameras:
Bei der Evakluierung der Kameras habe
ich bei der Astrokamera vor allem auf das minimale Rauschen des
CCD-Sensors geachtet sowie bei der Planetenkamera und der Leitkamera
auf eine schnelle Bildfolge und bei allen auf aktuelle
Schnittstellen zum
steuernden Notebook.
Astrokamera:
Dies ist vor allem bei der Astrokamera sehr wichtig und man soll deshalb für die Deep-Sky Fotografie
mit langen Belichtungszeiten von bis zu 20 Minuten ausschliesslich
gekühlte Kameras einsetzen. Dabei hat sich für mich die mit Peltier-Technik kühlbare Farb-CCD Kamera ATIK 383LC+ mit dem Kodak Chip KAF-8300 Color als
optimale Lösung gezeigt. Ich habe diese Kamera im Mai 2012
gekauft. Ich habe mich als Einsteiger für eine Farbkamera
entschieden weil der Aufwand bei einer Monochromkamera
(schwarz/weiss) mit dem zusätzlichen Filterrad und der
entsprechenden Bilderaufbereitung doch einiges mehr an Erfahrungen
voraussetzt.
![](Atik383LC+.jpg)
Planetenkamera:
Bei der Planetenkamera ist
hingegen eine möglichst schnelle Bildfolge wichtig.
Diese ermöglicht es Bilder schneller zu schiessen als das
lästige Flimmern der warmen Luft in Sommernächten.
Planetenkameras funktionieren deshalb wie Videokameras einfach
ohne eigene Optik. Diese Kameras werden oft auch als Solar System
Kameras bezeichnet.Sie haben viel kleinere CDD Sensoren (wenige
Quadratmillimeter) was zu einer digitalen Vergösserung des Bildes
führt. Auch die Pixel sind entsprechend viel kleiner um dabei noch eine genügende Bildauflösung zu erhalten.
Für die Planetenfotografie habe ich anstelle meiner alten Omegon Solar Imager im Februar 2016 eine top modernere Kamera mit besserer Auflösung und schnelleren Bildfolgen gekauft. Die superschnelle und extrem leichte Farbkamera Skyris 236C von Celestron hat einen Sony EXMOR™ CMOS-Chip Chip mit 1920x1200 Pixel von 2.8µm x 2.8µm und macht bis >100 Farbbilder pro
Sekunde (60 Farbbilder pro
Sekunde bei voller Auflösung).
Um die Planeten zu fotografieren hatte ich bereits 2010 eine Omegon Solar Imager Farbkamera gekauft die heute bei einer Vereinskollegin im Einsatz ist.
![](CCD%20Omegon%201.JPG)
Fadenkreuzokular:
Um ein kleines Objekt (z.B. Planet) mit der Feinpositionierung der
Montierung im Okular des Teleskops genauer auf den kleinen CCD-Chip der
Planetenkamera zu zentrieren benötigt man ein Fadenkreuzokular, am Besten eines mit variabler Beleuchtung des
Doppelfadenkreuzes.
![](Fadenkreuzokular%20mit%20Beleuchtung.JPG)
Leitkamera:
Auch bei der Leitkamera (Autoguide Kamera)
ist eine schnelle Bildfolge aber auch eine sehr feine
Auflösung sowie hohe Empfindlichkeit wichtig.
Es werden dafür in der Regel Monochromkameras (schwarz/weiss) verwendet. Es sind im Prinzip
auch Videokameras einfach ohne Farbe. Sie werden benötigt um
sogenannte Leitsterne zur vollautomatischen Teleskopsteuerung zu
verfolgen. Dies geschieht mit speziellen Computerprogrammen die
einerseits das Bild des Leitsterns hochauflösend auswerten und
andererseits die Steuerbefehle für die automatische
Nachführung der Montierung generieren. Dazu verfügen die
meisten Autoguide Kameras
nebst der USB-Schnittstelle zum PC auch über eine entsprechende
AUTOGUIDE Schnittstelle (ST4) zur Teleskopsteuerung.
Meine Wahl fiel auf die monochrome Autoguide Kamera ALccd5V (neue Bezeichnung ALccd-QHY 5) mit dem Micron CCD-Chip MT9V032STM welche ich allerdings mit schwarzem Gehäuse im Mai 2012 gekauft habe.
![](ALccd5V.JPG)
Die Sache mit der Nachführung:
Um das Teleskop während der gesamten Aufnahmezeit pixelgenau auf
das Objekt ausgerichtet zu halten reicht bei der Deep-Sky Fotografie
mit langen Belichtungszeiten die Genauigkeit der rein rechnerischen
Nachführung mit der Go-To Steuerung nicht mehr aus. Dafür
benötigt man eine vollautomatische
bildbasierende Nachführung (geschlossener Regelkreis) auch Autoguiding genannt bei
welcher das Teleskop andauernd nach einen Leitstern ausgerichtet wird.
Um diesen Leitstern elektronisch zu beobachten wird die Leitkamera
eingesetzt deren Bild dann von einem Computerprogramm verarbeitet wird
und daraus die Korrekturen zur Nachführung des Teleskops berechnet
werden. Nun benötigt die Leitkamera aber einen entsprechenden Bildausschnitt ein welchem sich ein geeigneter Leitstern befinden muss.
Diesen Bildausschnitt holt man sich entweder mit einem zusätzlichen
Teleskop (Leitteleskop) welches Huckepack auf das für die
Astrofotografie verwendete Hauptteleskop montiert wird oder man holt sich
einen kleinen Bildausschnitt aus dem Hauptteleskop indem man einen
Teil des erfassbaren Himmelsausschnitts über ein kleines
verstellbares Prisma auskoppelt und dieses auf die Leitkamera
fokussiert. Diese spezielle Optik wird Off-Axis-Guider (OAG) genannt
weil es sich einen kleinen Ausschnitt ausserhalb des in der Astrokamera
abgebildeten Bereichs auskoppelt (ausserhalb dieser Bildachse)
Leitteleskop:
Als Leitteleskop habe ich mir an der RetroTechnica Messe in Fribourg im Herbst 2011 für nur SFR 10.- ein 400mm Teleobjektiv gekauft welches sich entweder mittels "Losmandy" Schiene und Leitrohrschellen oder über die "Witty" einem Schnellmontagesystem basierend auf einer Tangentialverstellung auf das Hauptteleskop montieren lässt. Über das Leitteleskop wird ein Leitstern direkt angepeilt dessen Bild mit der Leitkamera erfasst wird. Die vollautomatische Nachführung der Montierung via PC Programm hält dann den Leitstern immer auf den gleichen Pixeln in der Leitkamera und dadurch bleibt auch im mechanisch verbundenen Hauptteleskop immer der genau gleiche Himmelsausschnitt stabil im Bild.
![](Tele400_2.jpg)
![](Witty1_1.JPG)
Off-Axis-Guider:
Statt der relativ schweren Lösung mit dem Leitteleskop gibt es auch noch die Alternative mit dem um
einiges leichteren Off-Axis-Guider dessen Prisma einen kleinen
Ausschnitt der Abbildung aus dem Hauptteleskop auskoppelt welches dann
von der Leitkamera erfasst
wird. In diesem kleinen Ausschnitt muss sich ein Leitstern befinden
deshalb ist das kleine Prisma auch über eine Feinverstellung
schwenkbar. Auch hier hält
die vollautomatische Nachführung der Montierung via PC Programm
den Leitstern immer auf den gleichen Pixeln in der Leitkamera und dadurch bleibt auch im Hauptteleskop immer der genau gleiche Himmelsausschnitt stabil im Bild.
Die Suche nach dem passenden
Off-Axis-Guider gestaltete sich relativ schwierig weil das Original von
Celestron nicht mehr produziert wird. Gottseidank konnte ich Ende 2012
endlich ein auf dem gleichen Prisma aufbauendes Modell von Baader
Planetarium erwerben.
![](OAG_RCC.JPG)
Montage des Off-Axis-Guiders zur partiellen Bildauskopplung für die Leitkamera.
![](OAG%20Fokus%20OAG.jpg)
Das verzerrte Bild:
Normale Teleskope sind optisch dazu eingerichtet um unter Verwendung von Okularen
Beobachtungen am Nachthimmel mit dem Auge zu machen. Die Bildschärfe ist
deshalb auf die Pupille optimiert und Verzerrungen am Rand des Bildes
werden von unserem Auge nicht wahrgenommen weil da wohin wir unseren
Blick richten versucht unser Auge zu fokussieren.
Ganz anders verhält es sich bei der Fotografie denn dort
fällt das Bild auf die absolut ebene Fläche des CCD
Bildsensors (früher bei den normalen Kameras war das der Film auf
der Filmbühne). Weil der Fokus eines "normalen" Teleskops aber nur auf einer leicht gewölbten Fläche ein rundum scharfes Bild zeichnet wird die Abbildung auf dem CCD
Bildsensor der Astrokamera am Rand entsprechend etwas verzerrt
(Bildfeldwölbung). Dieser Effekt muss mit einer speziellen Linse
korrigiert werden, es sei denn man verwendet ein speziell für die
Astrofotografie gebautes Teleskop "Astrograph" oder ein gutes Teleobjektiv welches auch für die "normale" Fotografie verwendet wird und schon entsprechend korrigiert ist.
Bildfeldebner:
Der Bildfeldebner (Flatner) wird in der Regel zusammen mit der
Funktion einer Vergrösserungsreduktion (Focal Reducer) eingesetzt.
Dadurch erweitert sich auch der Blickwinkel des Teleskops und es kann
ein dem entsprechend grösserer Ausschnitt des Nachthimmels
fotografiert werden was in der Deep-Sky
Fotografie oft erwünscht ist. Zudem verkürzen sich dabei auch
noch die notwendigen Belichtungszeiten massiv was auch ein Vorteil ist. Die
Hauptfunktion aber bleibt die Ebnung des Bildfeldes auf dem CCD
Bildsensor.
Zusammen mit den Kameras habe ich 2012 den Original Focal Reducer/Flatner f/6.3 von Celestron gekauft.
![](ReducerFlatnerCelestron.JPG)
Die optimale Bildschärfe:
Die zu erreichen ist in dunkler Nacht in einem relativ dunkeln
Himmelsausschnitt nicht ganz einfach zu bewältigen da es ausser
dem Mond und grossen Planeten wie Jupiter oder Saturn keine hellen
Objekte gibt an denen man die Bildschärfe auch präzise genug
erkennen kann. Deep-Sky
Fotografie betreibt man zudem am besten in mondlosen Nächten
damit die relativ dunklen Objekte sich auch entsprechend von
tiefschwarzen Hintergrund abheben. Nur worauf soll man fokussieren wenn
die Objekte der Begierde des Astrofotografen sowieso erst auf der
Computernachbearbeitung zuhause zum Vorschein kommen?
An etwas trotzdem Hellen......, logisch es sind ja noch jede Menge
Sterne da. Nur haben diese dummerweise keine scharfen Umrisse denn es
sind ja aktive Gebilde wie unsere Sonne! Da müssen Hilfsmittel her
wie zum Beispiel die Bahtinov-Scheibe oder auch Bahtinov-Maske genannt. Zudem braucht es einen stabilen aber leichtgängigen Auszug um den Fokus fein genug zu justieren.
Bahtinov-Scheibe:
Die Bahtinov-Scheibe ist eine
von streifenförmigen Öffnungen welche bestimmte Winkel
aufweisen durchzogene schwarze Scheibe. Diese wird für die
Fokussierung auf Sterne vorne auf das Teleskop gesteckt. Dadurch
entstehen auf dem Bild strahlenförmige Verzerrungen um das Zentrum
des Zielsterns.
Wenn sich alle diese Strahlen im Zentrum des Sterns kreuzen, dann ist
die Fokussierung perfekt. Man fotografiert also
zuerst einen relativ hellen Stern um die Scharfeinstellung vorzunehmen.
Danach kann man mit dieser Einstellung beliebig drauflos fotografieren
denn alle Objekte befinden sich ja auf der fotografisch gleichen
Distanz "unendlich".
![](Bahtinov%20SC%20Montage.JPG)
Optischer Effekt auf den Fotos bei Verwendung der Bahtinov-Scheibe:
![](Bahtinov-Testfoto.jpg)
Monorail-Auszug:
Um diese Fokussierung möglichst präzise vorzunehmen braucht
es einen sehr leichtgängigen verstellbaren Auszug mit
Getriebeuntersetzung. Dieser muss aber trotzdem so stabil sein dass er
die optische Achse absolut stabil hält auch wenn die schwere
Kameraausrüstung noch hinten dran aufgeschraubt ist.
Zu diesem Zweck habe ich ich mir 2012 einen massiven Monorail-Auszug mit
geschliffener Führungsschiene gekauft welcher zwischen das Teleskop
und die Fotoausrüstung bestehend aus Bildfeldebner,
Off-Axis-Guider, Adapter und Kameras geschraubt wird. Er verfügt
über ein zusätzliches Stellrad (schwarz) mit 10-facher
Untersetzung.
![](FocuserSC.JPG)
Montage der Fotoausrüstung am Monorail-Auszug:
![](Flat%20Field%20Test%20mit%20Kameras.JPG)
Adaptierung der Kameras:
Adapterauswahl:
Um beide notwendigen Kameras mit nur einer Verstellmöglichkeit
(Monorail-Auszug) genau in den Fokus zu stellen müssen diese bei
der Montage eines Off-Axis-Guiders (OAG) auf die genau gleichlangen optischen Wege (A und B) justiert werden. Damit diese jedes Mal beim Zusammenbau genau gleich sind werden entsprechende Adapter und Distanzhülsen verwendet welche auf Anschlag verschraubt werden können. Die genaue Ermittlung der notwendigen Längen dieser Adapter und Distanzhülsen
ist oft die grösste Schwierigkeit und meist mit vielen
unbefriedigenden Versuchen verbunden.
Adapterberechnungen:
Um dieses Problem zu umgehen habe
ich eine Tabellenkalkulation (z.B. mit Excel) erstellt um die notwendigen Adapter und Distanzhülsen je nach Kameras und Off-Axis-Guider zu berechnen.
![](OAG%20Fokus%20optische%20Pfade.jpg)
Bildschärfe über längere Zeit:
Soll die Bildschärfe über eine relativ lange Zeit
(Langzeitbelichtung, Fotoserien) stabil bleiben so müssen die
Temperaturabhängigkeiten aller optischen Komponenten
berücksichtigt und bestmöglich korrigiert werden
Motorfokus:
Um ohne Berührung den Fokus einzustellen bzw. während des
Fotografierens zu korrigieren benötigt man eine elektrische
Motorverstellung auf der Achse des Fokusantriebs. Sinnvollerweise
verwendet man dazu einen Schrittmotor,
erstens weil er ein relativ kräftiges Haltemoment hat, d.h. er
lässt sich von aussen im Stop-Betrieb nur mit sehr grosser Kraft
oder gar nicht verstellen, andererseits kennt seine Steuerung aufgrund
der ausgeführten Schritte immer seine genaue Position und
zusätzliche Positionsencoder sind deshalb nicht nötig. Die
Steuerung braucht nur bei der Inbetriebnahme einen Referenzpunkt
anzufahren um von dort aus die Schritte zu zählen. Diese Funktion soll in Zukunft meine selbst entwickelte RobaniFocus Elektronik übernehmen.
Mit der Motorfokussteuerung kann man über eine kleine
Handbedienung mit wenigen Tasten die Fokussierung manuell vornehmen
oder auf Automatik schalten. Dabei gibt es zwei völlig unterschiedliche Betriebsarten.
AUTO OFFLINE:
Im Automatischen Betrieb werden im OFFLINE Modus die vorher einmal
über den gesamten Betriebstemperaturbereich des Teleskops und der
Fotoausrüstung ermittelten Schrittwerte je nach aktueller Temperaturmessung
angefahren und dadurch die Fokusfehler welche durch die
Temperaturänderungen entstehen kontinuierlich korrigiert.
AUTO ONLINE:
Im automatischen ONLINE Modus wird eine spezielle Software auf dem PC (Notebook)
benutzt welche die durch die Leitkamera festgestellten
Veränderungen der Schärfe des Leitsterns oder eines anderen
ausgewählten Sterns in Korrekturwerte der Motorfokussteuerung
umsetzt und so die korrekte Schärfe automatisch beibehält
(Autofokus ähnlich wie bei der normalen Film- oder Fotokamera).
Wenn das Objekt auf dem Bild zu klein ist:
Man muss sich in dieser Situation nicht sofort ein grösseres
Teleskop kaufen und sein Budget strapazieren denn dafür gibt es spezielle optische Hilfsmittel.
Vor allem für die Planetenfotografie verwendet man in diesen Fall
meistens eine Barlow-Linse oder Power-Mates denn da benötigt man
kein Autoguiding. Diese Linsen können also direkt vor die Kamera
geschraubt werden.
Barlow-Linse:
Spezielle Linse mit Vergrösserungseffekt. Es gibt sie mit 2-facher, 3-facher und 4-facher Vergrösserung.
Ein Grossteil der Barlow-Linsen sind für eine 1.25" Adaption
ausgelegt. Fotografiert man allerdings mit Kameras mit grösseren
CCD-Sensoren welche mit 2" Gewinden ausgestattet sind so sollte man
auch entsprechende 2" Barlow-Linsen einsetzen und die Bildverluste zu
minimieren.
Meine 1.25" 2x Barlow-Linse aus dem Okularkoffer dient gleichzeitig auch als Filterhalter.
![](FilterBarlow.jpg)
Power-Mates:
Spezielle Brennweiten verlängerte Korrekturoptik mit Vergrösserungseffekt. Es gibt sie mit 2-facher, 2.5-facher, 4-facher und 5-facher Vergrösserung.
Unerwünschtes Licht stört das Objekt:
Welcher Hobbyastronom kennt das Problen nicht, das Objekt dass man
fotografieren oder beobachten möchte zeichnet sich nicht mit dem
gewünschten Kontrast vom Rest der Ungebung ab. Störendes
Licht kann seine Ursache auf der Erde haben in der Form von
Lichtverschmutzung aber auch die Umgebung im All stört mit ihrem
Licht mit bestimmten Wellenlängen das Objekt das man ablichten oder sehen möchte Dagegen
helfen selbst an einem dunklen Beobachtungort nur entsprechende
Filter. Im Handel werden alle Arten von Filtern angeboten von denen
aber nur ein Teil für die Astrofotografie wirklich brauchbar ist.
Mein aktueller Okular- und Filterkoffer ist mehr auf das
Beobachten ausgerichtet, denn für die Fotografie eignet sich
eigentlich nur der Mondfilter (auch eine Art Infrarot-Filter).
![](Okularkoffer.JPG)
Farbfilter:
Diese können für die Beobachtung hilfreich sein um sichtbares
Licht mit bestimmten Wellenlängen hervorzuheben bzw. zu
unterdrücken. Für die Astrofotografie werden von den
Farbfiltern die präzisen Rot- Grün- und Blaufilter sowie
H-alpha Filter verwendet welche durch ihren Einsatz im Filterrad
Farbfotografie mit perfekter Farbauflösung unter Verwendung einer
hochempfindlichen monochromen (schwarz/weiss) Kamera ermöglichen.
Allerdings müssen diese Bildserien dann noch mit einer speziellen
Software zu einem Farbbild kombiniert werden. Bei den Farbkameras sind
die einzelnen Pixel mit entsprechenden Farbfiltern ausgestattet was
leider auf Grund der Bayer-Matrix eine 4x schwächere
Farbauflösung bedeutet weil für die Abbildung des gesamten
Farbspektrums mindestens 4 Pixel benötigt werden (2x grün, 1x
blau, 1x rot).
Filterrad:
Bayer-Matrix:
![](Bayer-Matrix.JPG)
Spezialfilter für die Astrofotografie:
- UV-Filter
unterdrücken
unerwünschte Ultraviolett Anteile
- IR-Filter
unterdrücken unerwünschte Infrarot Anteile (Wärmestrahlung)
- H-alpha Filter
lassen nur die Wellenlänge des Wasserstoffspektrums durch und unterdrücken den Rest (für die Sonnenfotografie)
- OIII Filter
unterdrücken das unerwünschte Lichtspektrum von Nieder- und Hochdrucklampen (Quecksilber (Hg) und Natrium (Na)
- UHC-Filter
unterdrückt einen grossen Teil des störenden Streulichtes,
für Beobachtungen und Deep-Sky Fotografie
- CLS-Filter (Nebelfilter) für die Fotografie von Nebeln, Galaxien und Sternhaufen (Filter für Beobachtung und Fotografie sind nicht identisch *)
Beispiel: Durchlasskurve von CLS-Filtern:
* Die graue Fläche im Hintergrund zeigt die Empfindlichkeit des Auges in der Nacht.
Die
gelben Linien sind das störende Farbspektrum von typischen
Lichtquellen und werden ausgefiltert (Sperrbereich des Filters).
Die grünen Linien sind die Hauptanteile des Farbspektrum von Nebeln (im Durchlassbereich des Filters).
Das Violette ist die Durchlasskurve des CLS-CCD Filters für die Astrofotografie.
Das Rote ist die Durchlasskurve des CLS-Filters für die Beobachtung mit dem Auge.
Fehlerkorrekturen durch Referenzbilder:
Perfekt montierte Kameras ergeben leider noch keine perfekte Bilder
weil auch die Kameras selbst noch Fehler aufweisen. Diese Rohbilder müssen
durch entsprechende Methoden im Nachhinein noch auf dem Computer
mittels einer speziellen Bildverarbeitungssoftware
korrigiert werden. Dazu werden Referenzbilder benötigt welche
unter den gleichen Bedingungen (Temperatur und Kameraaufbau) in der
Beobachtungsnacht gemacht wurden.
![](CCD%20Astrofotografie%20Bildfolgen.JPG)
Refernzbild Dark:
So bezeichnet man einDunkelbild (dark) welches aber
erstaunlicherweise eben nicht ganz schwarz ist denn durch das leider
vorhandene elektrische Rauschsignal im CCD Sensor entstehen
Fehlinterpretationen der Helligkeit in den einzelnen Pixeln. Diese
Fehler werden mit zunehmender Temperatur des CCD Sensors grösser. Das ist der Grund weshalb alle guten Astrokameras über eine elektrische Kühlung des CCD
Sensors verfügen um diesen unerwünschten Effekt zu
minimieren. Das war für mich unter Anderem auch ein
Auswahlkriterium bei der Evaluierung der Astrokamera wo ich besonders
auf ein möglichst kleines Rauschsignal achte und mir eine Kamera
mit starker Kühlleistung auswählte (bis -40°C unter der
Umgebungstemperatur).
Für die Erzeugung eines Schwarzbildes (dark) wird kein spezielles Zubehör benötigt, man macht einfach ein Bild mit geschlossenem Deckel.
Referenzbild Flat:
Das ist die Bezeichnung für ein sogenanntes Weissbild mit welchem
die leider unterschiedliche Helligkeitsempfindlichkeit der einzelnen
Pixel des CCD Sensors sichtbar gemacht wird. Dafür braucht man
eine spezielle Lampe (Flat-Field Generator) welche ein absolut
homogenes nicht zu helles weisses Licht erzeugt welches direkt in die
Öffnung des Teleskops leuchtet und ein flaches weisses Bild
erzeugt, daher die Bezeichnung Flat-Field Generator.
Ich habe mir 2014 selbst so einen Flat-Field Generator gebaut weil für die Grösse der Öffnung meines Schmidt-Cassegrain Teleskops leider kein passendes Modell auf dem Markt zu haben war (die meisten waren leider zu klein).
![](Flatfieldgenerator_Adapter.JPG)
Kampf dem Kabelsalat:
Bei soviel Elektronik rund um das Teleskop besteht die Gefahr
dass man nachts in Stockdunklen über all die USB- und
12V-Versorgungskabel von Kameras, Autoguiding,
Motorfokussteuerung, usw. stolpert und sich dabei verletzt oder gar das
Equipment beschädigt. Um das zu verhindern habe ich mir in
mehreren Schritten die heutige WiringBox II (Kabelkiste) selbst gebaut.
Bereits im April 2012 begann ich mit den Bau der ersten WiringBox. Nach
einem Umbau im August 2012 erfolgte dann ab Februar 2014 der Bau der
neuen grösseren WiringBox II mit Aussenanschlüssen.
WiringBox II:
Diese auf meine Bedürfnisse der Astrofotografie zugeschnittene
Kabelkiste erfüllt nun alle meine Wünsche was die
Anschlussmöglichkeiten und die Ordnung bei den vielen USB- und
Versorgungskabeln anbelangt. Das Wichtigste ist, dass nur noch 2 lange
Kabel welche mit Drahtbügeln bündig am Boden verankert werden
können vom Bereich des Teleskops (unter dem grossen Stativ)
zum Arbeitstischchen mit dem Netbook und der speziell angefertigten
12V-Stromversorgung führen. Möglich gemacht wird das durch
ein Verteilsystem für USB-Datenleitungen sowie die 12V
Versorgungen aller Geräte rund um das Teleskop und integrierten
Kabelhaspeln für die langen Verbindungskabel. Diese Box habe ich
im Mai 2014 erfolgreich in Betrieb genommen.
![](WiringBoxII%20Anschl%FCsse%201.jpg)
![](WiringBox2%20neu.JPG)
![](WiringBoxII_7USB_Schema.JPG)
Ohne Strom geht gar nichts:
Da mit Ausnahme der rein optischen Komponenten bei der Astrofotografie praktisch gar nicht ohne Stomversorgung
funktioniert kann dieser Energiebedarf im Feldeinsatz schon zu einer
Herausforderung werden denn dort gibt es in der Regel keine Steckdosen
mit 230VAC. Also muss diese Energie im Form einer kräftigen
Batterie bzw. eines Akkumulators mitgebracht werden. Die Verwendung der
Batterie im Auto ist nicht zu empfehlen obwohl das auch funktionieren
würde, aber wer möchte nach einer langen Beobachtungsnacht
sein Fahrzeug anschieben oder den Pannendienst rufen wenn die Batterie
leer ist. Ein Benzin betriebener Generator ist auch nicht das Wahre, wer
möchte schon die ganze Nacht das Geknatter und den Gestank haben.
Aus diesem Grund habe ich mir selbst eine Batteriekiste "PowerBox"
gebaut um immer geräuschlos genügend "Saft" zu haben. Zuhause
oder in einer Sternwarte hat man dieses Probleme natürlich nicht
denn dort gibt es Steckdosen mit 230VAC an denen man ein 12V
Netzgerät anschliessen kann.
PowerBox:
Meine PowerBox verfügt über einen 12V/28Ah
Bleigel-Akkumulator. Dieser liefert, wenn er vorher voll geladen wird,
genügend Energie um das gesamte Equipment (Teleskop mit
Zubehör, Fotoausrüstung, Netbook und Beleuchtung) eine ganze
Nacht lang zu betreiben. In der Box, welche ich aus einem kleinen
Zier-Harass (auf Deutsch Obstkiste, Lattenkiste) aufgebaut habe,
sind nebst dem Akku auch noch ein vierfacher Autosteckdosen-Verteiler
sowie ein Hauptschalter in Form eines Überstromschutzschalters von 6A und
eine Spannungsüberwachungsanzeige untergebracht. Auch der 19VDC
Schaltwandler für die Versorgung des Netbooks findet darin Platz.
Falls einmal
Netzspannung benötigt würde so hat sogar noch ein getakteter
230V/300W Spannungswandler darin Platz. Mit einem Gewicht von "nur"
13kg ist
sie durchaus noch als tragbar zu bezeichnen denn sie ist mit zwei
Chromstahlgriffen an den Seiten ausgestattet. Ein Klappdeckel
verhindert das Eindringen von Tau.
![](EnergyBox1.JPG)
![](PowerBoxNeu02.JPG)
![](PowerBox.JPG)
Neue Powerbank:
Unter der Berücksichtigung meines Rentneralters und der Tatsache
dass auch Frauen eigene Teleskope im Feld betreiben wäre es
wünschenswert die gleiche Menge Energie mit wesentlich weniger
Kraftaufwand zu transportieren. Bei mehrtägigen Einsätzen im
Feld wo kein 230V Netzanschluss verfügbar ist wäre es zudem
sinvoll wenn die Powerbank auch mittels Solarzellen tagsüber wieder
aufgeladen werden könnte.
Und das gibt es.....
Ich bin bei meinen Evaluierungen auf dieses Modell von Revolt
mit sagenhaften 278Wh gestossen. Es verfügt über einen
Li-Ion-Akku mit 3.7V und 75Ah (das entspricht einem 12V-Blei-Akku mit 23Ah) bei einem Gewicht von nur 2.2kg.
![](Pearl_Powerbank_06.jpg)
12V Netzgerät:
Zuhause oder in der Sternwarte verwende ich zur Energieversorgung ein
getaktestes 12VDC Netzteil (im Leerlauf 13VDC) mit Autosteckdose und einer Dauerleistung
von 65W bzw. einer Belastbarkeit von 5A.
![](Schaltnetzteil%2012V.jpg)
Einer muss das Ganze steuern:
Diese Aufgabe übernimmt bei mir ein kleiner PC ein sogenanntes
Notebook. Der Vorteil dieser Geräte liegt darin, dass sie bei
respektabler Rechenleistung relativ wenig Strom verbrauchen
("Stromfresser" sind für den Feldeinsatz nicht zu empfehlen). Sie
verfügen meist über mehrere USB-Anschlüsse um mit Maus,
Memorysticks und den Peripehriegeräten zu kommunizieren. Ein CD-
bzw. DVD-Laufwerk wird im Feldeinsatz nicht benötigt. Ich benutze
dafür seit 2016 ein Dual-Core EeePC Notebook
von Asus. Als Betriebssystem wird Windows10 Home
eingesetzt welches problemlos mit allen von mir
verwendeten Astroprogrammen funktioniert.
![](Notebook%20S202SA.JPG)
Diese Steuerung von mehreren via USB verbundenen Geräten erfordert
auch einen entsprechenden Verkabelungsaufwand für Daten und
Energieversorgung.
![](AutoguidingEquipmentOAG%20II%20DC.JPG)
Computerprogramme erleichtern die Arbeit:
Eigentlich müsste man sagen sie machen vieles überhaupt erst
möglich. Würde man darauf verzichten so beschränkt sich
die Astrofotografie schnell einmal auf die Verwendung einer digitalen
Spiegelreflexkamera (DSLR) an einem nur über die Go-To Steuerung
nachgeführten Teleskop oder allenfalls noch mit einem autonomen
Autoguiding wie der Lancerta.
Computerprogramme werden benötigt für folgende Funktionen:
Beispiele von Programmen speziell für die Astrofotografie:
CCD Calc:
Simuliert den auf dem Bild sichtbaren Ausschnitt basierend auf Teleskopmodell, Kameramodell und Beispielobjekten.
![](CCD%20Omegon%20Mondausschnitt.JPG)
Stellarium:
Simuliert den auf dem Bild
sichtbaren Ausschnitt basierend auf Teleskopmodell, Kameramodell und
aktuellem Objekt z.B. Herkuleshaufen.
![](Stellarium%20Bildausschnitt%20simuliert.JPG)
QGVideo:
Steuerung, Bilderfassung und Bilddarstellung für die Leitkamera zur Fokussierung bzw. Fokuskontrolle.
![](Camera%20SW%20connected.JPG)
PHD:
Universelle Autoguiding Software für verschiedene Kameratypen.
![](PHS%20Follow%20Star.JPG)
Artemis Capture:
Steuerung von Kamera und
Kühlung, Bilderfassung und Bilddarstellung für meine Farb-CCD Kamera ATIK 383LC+.
![](Camera%20Color%20connected.JPG)
Fazit:
Man darf einfach einen gewissen Aufwand nicht scheuen wenn man in die
Planetenfotografie oder die Deep-Sky Astrofotografie einsteigen möchte und gute Bilder
erwartet.
Ein paar gute Aufnahmen vom hellen Mond lassen sich aber schon mit
wesentlich geringerem Aufwand machen, denn dazu genügen ein
preiswertes kleines Teleskop und eine
Webcam oder eine Spiegelreflex Kamera mit Teleobjektiv und alles ohne Autoguiding.
Meine Wünsche an die zukünftige Ausrüstung:
Grösere Montierung:
Am meisten würde noch eine stabilere und präzisere Montierung
bringen, denn meine Advanced GT Montierung von Celestron ist was das
maximale Traggewicht anbelangt schon beinahe am Limit und mit
einem Leitteleskop in Leitrohrschellen mit der "Losmandy" Schiene schon überlastet (siehe meine Berechnungstabelle mit Gewichtsangaben).
Tragkräftigere Montierungen kosten aber meistens mehr als die
Teleskope die sie tragen müssen! Aber so eine CGEM Montierung von
Celestron wäre schon eine feine Sache kostet aber eine Stange Geld
von der CGEM-DX ganz zu schweigen.
![](CGEM%20Montierung.gif)
Immerhin kann diese Montierung bis zu 18kg tragen (meine aktuelle Advanced
GT trägt leider nur 13kg) und sie verfügt über
DC-Servomotoren mit optischen Encodern anstelle von Schrittmotoren.
Dadurch ist eine viel genauere Positionierung und Nachführung
gewährleistet was in der Astrofotografie enorm wichtig ist.
Motorfokus/Autofokus:
Auf der Suche nach einem geeigneten Motorfokus für meinen Monorail-Auszug
bin zum Entschluss gekommen, dass ich eine Motorfokussteuerung mit
Temperaturkompensationen und Steuerung für Autofokus via
PC-Bildauswertung selbt entwickeln möchte weil ich auf dem Markt
kein zufriedenstellendes Produkt gefunden habe welches auch noch bezahlbar ist.
![](RobaniFokus%20Konzept.JPG)