03.05.2022  Knatsch um SOFIA

Das letzte Wort ist noch nicht geprochen:

Am Donnerstag den 28. April 2022 hat die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR zusammen mit der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA bekannt gegeben,
dass sie den Betrieb der gemeinsam betriebenen fliegenden Sternwarte SOFIA (Stratosphären Observatorium Für Infrarot Astronomie) zum 30. September 2022 einstellen wollen.

Das Deutsche SOFIA Institut (DSI) der Universität Stuttgart nimmt die Ankündigung zur Kenntnis,
distanziert sich jedoch von der Begründung für diese Entscheidung, die mit kritischen Bemerkungen zu SOFIA
im Decadal Survey Report „Pathways to Discovery in Astronomy and Astrophysics for the 2020s“ begründet wird.

Der Decadal Report wurde am 04.11.2021 von der US-amerikanischen National Academy of Sciences, Engineering, and Medicine
herausgegebenen und enthält Empfehlungen für künftige Projekte und Richtungen der US-amerikanischen Weltraumforschung.



Bild: Universität Stuttgart

DSI bleibt in Betriebsbereitschaft:

Wie geht es nun weiter?
„Das letzte Wort über die Weiterfinanzierung des Projektes hat auf US-amerikanischer Seite der Kongress,
der seinen Haushaltsvorschlag für das Jahr 2023 voraussichtlich erst im Juli vorlegen wird“, so Alfred Krabbe,
Leiter des DSI, das auf deutscher Seite den Betrieb von SOFIA koordiniert.
„In der Vergangenheit hat der Kongress SOFIA stets unterstützt“.
Seine Hoffnung auf wenigstens ein weiteres Betriebsjahr stützt Krabbe vor allem auf die hohen Investitionskosten auf US-Seite,
die sich nach bislang acht Jahren Betriebszeit noch nicht amortisiert haben. Außerdem gibt er zu bedenken,
dass SOFIA gegenwärtig und für die nächsten 10 – 15 Jahre das weltweit einzige Observatorium ist,
das den ferninfraroten Wellenlängenbereich des elektromagnetischen Spektrums abdecken kann (derzeit bis 612 µm).

Das gerade in Betrieb gegangene James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) und SOFIA ergänzen sich in idealer Weise.
Für JWST ist bei der Wellenlänge von 27 µm Schluss; dort beginnt jedoch SOFIA erst richtig. „Das JWST kann SOFIA keineswegs ersetzen“, betont Krabbe.


Bild: Universität Stuttgart

Das DSI wartet zunächst die Entscheidung des US-Kongresses ab und bleibt daher bis auf weiteres bereit,
mit seinem Team den Betrieb von SOFIA und des deutschen Teleskops auch über den 30. September 2022 hinaus zu gewährleisten.