19.-22. Juli 2015 Besuch des Nördlinger Ries:
Eigentlich wollten wir letztes Jahr mit der AVA Gossau das Nördlinger Ries besuchen, was auf Grund mangelnder Anmeldungen dann nicht durchgeführt wurde.
Nun war ich dieses Jahr zu einer Geburtstagsfeier in Stuttgart
eingeladen und so kamen meine Frau und ich auf die Idee ein paar
Urlaubstage anzuhängen, um das östlich gelegene Nördlinger Ries auf eigene Initiative zu besuchen. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Auf der Fahrt dorthin besuchten wir gleich auch noch das Limes Museum
in Aalen, wo man allerhand über den Festungswall der Römer,
welcher damals im 1.-6. Jahrhundert halb Deutschland durchzog,
erfahren kann.
Die Stadt Nördlingen:
Sie liegt mitten im Nördlinger
Ries allerdings nicht genau im Zentrum sondern etwas in westlichen
Bereich des ehemaligen Kratergebietes und beherbergt unter anderem das Rieskrater Museum.
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6rdlinger_Ries#/media/File:Ries_WorldWind_SW.jpg
Schon von weitem erkennt den markanten sehr hohen Kirchturm 'Daniel' der spätgotischen
Hallenkirche St.-Georg, von welchem wie vor langer Zeit auch heute noch
jeden Abend der Ruf des Türmers erschallt.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Über 350 Stufen erreicht man die Aussichtsplattform des 90m hohen
Turms, von wo man eine grandiose Aussicht auf die völlig von einer
Stadtmauer umschlossenen Altstadt mit Türmen bewehrten Toren hat.
Und der Aufstieg lohnt sich wirklich, denn von da oben hat man auch
einen Rundblick auf den 'Kraterrand' des Meteoriteneinschlags vor 14.5
Millionen Jahren, welcher sich heute noch als umschliessende
Hügelkette zeigt.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Das Ereignis:
Vor 14.5 Millionen Jahren, also in der Zeit des Tertiärs,
schlug ein 1km grosser Meteorit mit 70'000km/h ein und löschte im
Umkreis von über 100km alles Leben aus. Er drang bis zu 4000m in
die Erdkruste ein und zerstörte das kristalline Grundgebirge bis
in eine Tiefe von 6000m. Die Einschlagenergie entsprach 250'000
Atombomben des Hiroschima-Typs und erzeugte einen Einschlagskrater mit
24km Durchmesser. Dabei verdampfte der Meteorit und mit ihm ca. 3km3 irdisches Gestein. 150km3 wurden aus den Krater geschleudert und ca. 1000m3
Erde wurde bewegt, wobei ein Erdbeben der Stärke 8 auf der
Richterskala auftrat. Aufgeschmolzenes Oberflächengestein
(Moldavit auf der Karte unten grün markiert) flog bis zu 450km
weit durch die Luft in Richtung Osten bis nach Tschechien,
denn der Impaktor kam aus Richtung Westen und schlug in einem
Winkel von ca. 30° ein. Am Einschlagpunkt entstand ein Druck von
mehreren Millionen Bar und eine Temperatur von 20'000°C!
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
Der zeitliche Ablauf:
10ms nach dem Einschlag: Strahl von Gesteinsschmelze
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
60ms nach dem Einschlag: Beginn der Kraterbildung
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
10 Sekunden nach dem Einschlag: Bildung des tiefen Primärkraters
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
1 Minute nach dem Einschlag: Kollaps des Primärkraters und Ablagerung der Auswurfmassen
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
10 Minuten nach dem Einschlag: Ende der Kraterbildung und Ablagerung des Suevit
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
Heutiger Zustand: Der später entstandene 400km2 grosse See (Salzsee) ist verlandet
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Ries-Ereignis
Exkursionen:
Vom höchsten Punkt des Wallersteins hat man einen guten
Überblick zum Kraterrand (heute Hügelkette), welcher die
flache Landschaft rundherum umschliesst.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Besuch des Steinbruchs bei Wengenhausen wo auf einer Infotafel der ganze Vorgang nochmals genau erklärt wird.
Oben sind die gelb gefärbten Sedimente des einstigen Kratersees.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Darunter liegen die Impaktgesteine des kristallinen Grundgebirges
(Gneis, Granit oder Amphibolit). Erst 1961 fand man im Suevit dem
sogenannten 'Schwabenstein', einem seltenen Aufschmelzungsgestein, die
Mineralien Coesit und Stishovit. Diese Quarze entstehen nur unter extremen Drücken.
Das war einer der Beweise für den Meteoriteneinschlag. Man fand
auch Strahlenkegel (shatter cones), welche beim explosionsartigen
Herausschleudern des verflüssigten Gesteins entstehen. Des
Weiteren wurden auch mikroskopisch kleine Diamanten (Impaktdiamanten)
gefunden, welche nur unter enormem Druck entstehen.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Überall in der Landschaft stehen steile Abbrüche wie der
Goldberg, welche Spuren des Ereignisses sind (Megablockzone).
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
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Die ganze Ebene des ehemaligen Kratersees ist inzwischen sehr fruchtbares Landwirtschaftsgebiet.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
Am Goldberg bei Riesbürg wurden schon zwischen 1911 und 1929
Ausgrabungen durchgeführt. Es gab hier schon mehrfache
Besiedlungen von 4000 bis 250 v.Chr.
Copyright ©2015 Rolf Baldegger
In der Gegend von Utzmemmingen sind mehrere Höhlen die sogenannten
Ofnethöhlen. Auch Spuren von Römersiedlungen sind in der
Nähe. Für den Besuch der Höhlen ist allerdings sehr
gutes Schuhwerk zu empfehlen (Wanderschuhe) und Trittsicherheit
erforderlich.
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Auf der Rückseite des Riegelberges mit den Ofnethöhlen ist
ein grosser steiler Abbruch welcher als Steinbruch benutzt wurde.
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Ganz in der Nähe in Riesbürg-Utzmemmingen haben wir im Gasthaus Adler
gewohnt, welches sich durch schöne preiswerte Zimmer und eine gute
Küche als optimaler Ausgangsort für Exkursionen in der Gegend
anbietet.