11. August 2012  'Star-Party' Wildberg:

Heute habe ich zur 'Star-Party' auf dem Wildberg geladen, doch aufgrund der der wetterbedingt kurzfristigen Einladung konnte ich leider keine festen Zusagen entgegenehmen. Was soll's, der Himmel ist absolut wolkenlos und mit Ausnahme der Bise herrschen optimale Bedingungen, also wird um 18:30h das Auto mit zwei Teleskopen und was man sonst noch so alles an Technik dazu braucht beladen.




Um 19:15h beginne ich auf dem immer noch sichtbaren Brandplatz des 1.Augustfeuers mit dem Aufstellen, nachdem ich mir dazu die Bewilligung der Wirtin des Restaurant Wildberg eingeholt hatte. Ich stelle mein
SC925 AS-GT und zusätzlich noch mein erstes Teleskop ein Newton 1000mm auf, damit Gäste auch mal selbst probieren können ein Objekt anzupeilen und zu verfolgen. Dazu muss eine Menge Material angeschleppt werden.




Dann werden die Vorbereitungen und Einstellarbeiten an der Montierung in Angriff genommen, um den Polsucher entsprechend Standort, Datum und Uhrzeit einzustellen. Dazu benutze ich vorausgehend meinen GPS Empfänger in der WiringBox und das Programm NexGPS auf dem Netbook.




Ich gehe ins Restaurant, um etwas zu essen und die Dunkelheit abzuwarten. Diese Zeit nutze ich, um nochmals die Objekte mit Stellarium auf dem Netbook anzuschauen, die ich mir diese Woche in einer Beobachtungsliste zusammengestellt hatte. In der Zwischenzeit tauchen doch einige Personen bei den Teleskopen auf und fragen mich ob ich damit die heutigen Sternschnuppen beobachten würde. Ich erkläre ihnen, dass diese Teleskope für andere Betrachtungen gedacht sind und lade sie ein, nach der Kalibrierung mal durchzuschauen, wenn ich die verschiedenen Objekte automatisch anvisieren kann.



Mars:
Der Mars ist wegen des niedrigen Standes am südwestlichen Horizont nicht optimal zum Beobachten, da die Luft in dem Bereich leicht dunstig ist. Eine absolute Schärfe kann ich weder mit der Kombination Barlowlinse 2x und Okular 17mm noch mit dem 13mm Okular ohne Barlowlinse erreichen. Der Mars erscheint immer ein wenig 'verschmiert', seine rötliche Tönung ist aber sehr gut zu erkennen.

Saturn:
Die Ringe des Saturn sind mit dem 13mm Okular  zu erkennen, allerdings lässt die Schärfe auch aufgrund des niedrigen Standes am Horizont etwas zu wünschen übrig. Saturn und Mars stehen heute im Sternbild Jungfrau sehr nahe zusammen, wie man auch auf dem Stellarium gut erkennen kann.



ISS:
Pünktlich um 22:07h taucht die internationale Raumstation ISS (von den Russen auch ZARYA genannt) am Horizont im Westen im Sternbild Jungfrau beim roten Riesenstern
δ Virginis (Delta Virginis, kurz δ Vir genannt) auf und durchquert den Nachthimmel in Richtung Nordosten in nur 9 Minuten! Um dieses Schauspiel zu beobachten braucht man kein Teleskop, das sieht man von Auge sehr gut, da die Solarpanels der ISS von der untergegangen Sonne sehr hell beleuchtet werden.



M11, M22; M10 und M12:
Diese Messier-Objekte (genannt nach dem französischen Astronomen Charles Messier, welcher diese markanten Himmelsobjekte zwischen 1764 und 1782 in einem Katalog zusammenstellte), sind alles Kugelsternhaufen, eine Ansammlung von tausenden von Sternen, die sich heute mit dem
SC925 AS-GT und dem Standardokular 25mm sehr schön beobachten lassen. Auch meine Beobachtungsgäste sind davon begeistert.

M20 Trifidnebel:
Dieser relativ helle Nebel mit dem Stern HIP 88333 im Zentrum lässt sich zwar problemlos anfahren, ist aber nur mit geübtem Auge zu erkennen, zumal durch das andauernde Benutzen des Netbooks, um den Gästen die Positionen der Objekte zu zeigen, die Augen etwas zu wenig empfindlich sind. Ich werde wohl in Zukunft auf bildliche Erklärungen mit dem Stellarium verzichten, um mehr sehen zu können.

M31 Andromedanebel:
Diese ursprüngliche Bezeichnung 'Grosser Nebel der Andromeda' ist eigentlich falsch und beruht auf frühen Beobachtungen, als man die Galaxie als Nebel interpretierte, weil die Auflösung der Teleskope bei weitem nicht dem heutigen Stand entsprach. Andromeda ist unsere nächste Nachbargalaxie, welche wie unsere Milchstrasse eine Spiralform hat. Sie ist ca. 2.5 Millionen Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ca.
500.000 Lichtjahren wie man aus neuesten Vermessungen weiss (gegenüber bisher angenommenen 100.000 Lichtjahren).

Doch nun zur Beobachtung: Im 32mm Okular meines 
925 AS-GT Teleskops sieht man aufgrund der viel zu starken Vergrösserung (2350mm Teleskopbrennweite / 32mm Okular = 73.4x) nur das Zentrum  der Andromeda, wie eine Okular-Simulation mit Stellarium zeigt. In der Praxis ist das sichtbare Bild natürlich viel dunkler und man sieht nur den hellsten Bereich im Zentrum.



Ich wage deshalb einen Versuch das Teleskop im Betrieb zu wechseln in der Hoffnung dass ich damit nicht die Justierung des gesamten Aufbaus verstelle. Vorsichtig löse ich das grosse Teleskop (9kg) aus der Schwalbenschwanzführung der Montierung und setze stattdessen das 400mm Teleobjektiv auf seiner eigenen Schwalbenschwanzschiene ein, welches dagegen mit nur 1.25kg (inkl. ClickLock Mikrofokus) ein richtiges Leichtgewicht ist (siehe auch Autoguidingtest mit Leitrohr). Es funktioniert tatsächlich und mit einer kleinen Korrektur an den Cursortasten der Bedieneinheit ist Andromeda wieder in Zentrum des Sichtfeldes und immer noch gut zu erkennen.

Die Okular-Simulation mit Stellarium zeigt welcher Bereich mit dem Standard ELux 25mm Okular nun sichtbar wäre. Leider kann unser Auge nur einen schwachen Schimmer der Galaxie erkennen, denn für so eine imposante Abbildung wäre schon eine Langzeitbelichtung mit der Farb-CCD Kamera notwendig.



Nach diesen Erfolgserlebnis breche ich meine Zelte um 01:45h ab und mache mich auf den Heimweg nach einer tollen Beobachtungsnacht mit interessierten Gästen, die ich hoffe sie wieder einmal beim 'Sternegucken' begrüssen zu dürfen.


Nachtrag:

Bei dieser Nachtübung ist mir noch ein Missgeschick in der PowerBox passiert, dessen tatsächliche Auswirkungen ich erst später feststelle. Beim Einschalten des Wechselstrom Spannungswandlers von 12VDC auf 230VAC zur Beleuchtung beim Aufräumen mit einer Sparlampe, ist im Schaltverteiler (
4-fach Zigarettensteckerverteiler mit separat schaltbaren Steckdosen) etwas durchgebrannt und zwei der vier Steckdosen konnten nicht mehr in Betrieb genommen werden.

Es gab schon früher 
einmal ein anderes Problem mit dieser Komponente, welche auch in meiner WiringBox eingesetzt wird. Obwohl ich z.B. die Astrokamera mit dem entsprechenden Schalter am Schaltverteiler ausgeschaltet hatte, lief sie einfach weiter und die Kontroll-LED auf dem Schaltverteiler löschte nicht aus, selbst als ich die Kamera explizit aussteckte, leuchtete ein andere LED, nämlich die der USB-Spannungsversorgung, welche von 12VDC auf 5VDC wandelt weiter aber dafür nicht mehr gleich hell.

Nach genauen Messungen zuhause mit dem DVM, stellt ich dann mehr oder weniger erstaunt fest, dass die Schalter dieser 4-fach
Schaltverteiler von Hersteller völlig falsch eingesetzt werden. Normalerweise erwartet man von einem Schaltverteiler für 12VDC, dass der jeweilige +Pol der entsprechenden Steckdose durch den Schalter unterbrochen wird und der Masseanschluss (-Pol) überall verbunden bleibt. Denkste, die haben doch tatsächlich den -Pol mit den Schaltern unterbrochen und der +Pol ist über ein simples Blech innen verbunden. Das hat natürlich zur Folge, dass wenn mehrere Geräte, welche über ihre Masseanschlüsse generell verbunden sind, wie z.B. durch USB oder RS232 Schnittstellen (Kameras, USB-Hub, PC DC/DC-Wandler (Netbook), Teleskopsteuerung, usw., man durch Abschaltung des -Pols diese gar nicht ausschalten kann, sondern dass sich der Stromfluss einfach über deren Masseverbindung aufrechterhält, was dem USB Anschluss des PCs nicht besonders gut bekommt.

Diesen 4-fach Verteiler nicht mehr verwenden!

Beim Öffnen dieses
Schaltverteilers der PowerBox stellte ich fest, dass eine meiner Meinung nach zu dünn ausgelegte Leiterbahn abgeraucht war, denn immerhin wird dieser 4-fach Verteilter als 10A Modell verkauft. Sie war wohl dem Einschaltstromstoss des bereits mit der Sparlampe belasteten Wechselstrom Spannungswandlers nicht gewachsen. Ich habe an deren Stelle eine massivere isolierte Drahtbrücke eingelötet und nun funktioniert das Teil wieder.

Die beiden
Schaltverteiler des gleichen Typs in der PowerBox und in der WiringBox werden nun aber durch andere Modelle mit auch jeweils vier Steckdosen aber ohne Schalter ersetzt, um diese lästige Umgehung des Stromflusses in Zukunft zu vermeiden. Man muss dann eben die nicht benötigten Geräte einfach am jeweiligen Gerät ausschalten oder den entsprechenden Stecker ziehen. Dafür sind hier alle Steckdosen gemäss Datenblatt mit bis zu 10A belastbar.

Neu diesen
4-fach Verteiler verwenden: