19. August 2012  AVA Ausbildung Sonnenteleskop:

Bei prächtigstem Sonnenschein und glasklarer Luft sind an diesem Sonntagvormittag viele Mitglieder der AVA Gossau der Einladung zur Ausbildung am neuen Sonnenteleskop Lunt LA80Ha PT gefolgt und lassen sich heute auf diesem neuen Gerät instruieren.

Das neue H-alpha Sonnenteleskop Lunt
LA80Ha PT:



Ich bin schon etwas früher da, um mich vorzubereiten, denn ich möchte eine möglichst umfassende Bilddokumentation des Anlasses erstellen.
So öffne ich um 09:00h die Sternwarte und beginne ab 09:30h zusammen mit dem Präsidenten die Teleskope draussen bereitzustellen.
Wir stellen zusätzlich noch
den AP-Refraktor und das grosse C14 auf, denn auch mit diesen Geräten sind mit entsprechendem Zubehör Sonnenbeobachtungen gefahrlos möglich.


AP-Refraktor

AP-Refraktor mit Sonnenfilter auf Zielfernrohr und Sonnenprojektion auf ein weisses Papier:



Der AP-Refraktor wird an seiner gewohnten Stelle aufgestellt und zuerst grob auf die Sonne ausgerichtet unter der Verwendung seines eigenen Schattens. 
Wichtig: Immer zuerst die Schutzkappen der Okularfassungen entfernen da sie sonst wegen der Hitze wegschmelzen würden. Dann wird am Zielfernrohr der Sonnenfilter abgenommen (NIE DURCHSEHEN !!) und der Lichtkegel der Sonne wird auf das Zentrum des Teleskopschattens ausgerichtet. Für eine genauere Justierung kann man auch  den Lichtkegel der Sonne in der Hand auf das Zentrum vom Schatten des Sucherteleskops richten. Nach einer Einsternkalibrierung auf die Sonne folgt die Montierungssteuerung dann genau dem Lauf der Sonne.



Auf der neuen Halteschiene lässt sich mit 
Magneten eine weisse Platte aufsetzen, auf welche durch ein normales Okular (z.B. 15mm) das Bild der Sonne projiziert wird. Dadurch kann eine ganze Gruppe gleichzeitig gefahrlos das Abbild der Sonne betrachten. Es ist aber unbedingt darauf zu achten und die Personen darauf hinzuweisen, dass niemand versucht durch das Okular zu schauen, denn das hätte die Zerstörung des Auges des Betrachters zur Folge. Grössere Sonnenflecken sind mit dieser Projektionsmethode gut zu beobachten.




C14 SC-Teleskop:

C14 mit Herschel-Prisma:



Das bei dem 14" 
Schmidt-Cassegrain Spiegelteleskop eingesetzte Herschel-Prisma hat innen anstelle eines Spiegelprismas ein Glas welches nur ca. 1 Promille des Sonnenlichtes zum Okular umlenkt, der Rest wird durch eine Öffnung unten ausgestrahlt, um eine Überhitzung zu vermeiden. Wichtig ist, dass das Herschel-Prisma so ausgerichtet wird, dass dieser Sonnenlichtstrahl nach unten auf den Boden austritt und NIEMALS seitlich, wo jemand dadurch geblendet werden könnte. 



Vor dem eigentlichen Okular sind noch zwei gegeneinander drehbare Polarisationsfilter, mit welchen das Restlicht der Sonne noch zusätzlich gedämpft werden kann, um mehr Details zu erkennen. Auch hier gilt: NIEMALS das Sucherfernrohr ohne vorn aufgesetztes Sonnenfilter verwenden = Erblindungsgefahr !!
Zudem gilt generell: Fernrohre und Sucher auf den Montierungen, welche bei den Sonnenbeobachtungen nicht benötigt werden, müssen vorne mit dem Schutzdeckel verschlossen bleiben!



H-alpha Sonnenteleskop
Lunt LA80Ha PT:

Wichtig:  Das
Sonnenteleskop Lunt LA80Ha PT dient ausschliesslich der Sonnenbeobachtung und darf nicht anderweitig verwendet werden, es dürfen auch keine Komponenten entfernt oder durch andere ausgetauscht werden!

Mit diesem Teleskop lässt sich dank der zwei integrierten Spezialfilter die Oberfläche der Sonne im H-alpha Licht betrachten und erscheint dann als rötliche Kugel mit sehr fein strukturierter Oberfläche, auf welcher sich nicht nur Sonnenflecke, sondern die ganze Aktivität des Wasserstoffs betrachten lässt als Protuberanzen, Filamente, Spikulen, Plage, Sonneneruptionen und die Chromosphäre.

Zum Ausrichten hat das Sonnenteleskop als Zielvorrichtung einen speziellen 'Sol-Searcher', der das Licht der Sonne durch ein kleines Loch auf eine kleine Mattscheibe abbildet, worauf die Sonnenscheibe von hinten als auch von vorne betrachtet werden kann.



Die Besonderheit bilden die beiden durch Luftdruck-Tuning justierbaren schmalbandigen H-alpha Filter, mit welchen ein extrem schmales Wellenlängenspektrum aus dem gesamten Farbspektrum des Sonnenlichts herausgefiltert wird. Diese müssen auf eine genaue Wellenlänge von 656.28nm (Nanometern) eingestellt werden, wobei die resultierende Durchlassbreite weniger als 0.05nm beträgt (nm = Nanometer = 0.000000050m)



Es erfordert einiges an Übung und Geduld, sich langsam durch wechselseitiges Korrigieren an den beiden Druckschrauben an den optimalen Kontrast heranzutasten. Aber schon am Ausbildungstag können wir Protuberanzen am Rand und feine Filamente auf der Sonnenfläche im roten Licht betrachten.